Schülerclub: Amt verstrickt sich in Widersprüche

Die für diesen Sommer geplante Anhebung der Nachmittags-Betreuungsplätze im Schülerclub soll erst im nächsten Sommer erfolgen, nachdem ein gerichtlicher Vergleich die Fortführung des Vertrages mit dem Förderverein bis zum nächsten Sommer bestätigt hat (wir berichteten). Damit lässt das Amt für Soziale Arbeit (Abteilung Grundschulkinderbetreuung und Ganztägige Angebote), trotz angespannter Haushaltslage rund 400.000 Euro Förderung durch das Land Hessen verfallen und die unversorgten Eltern und Kinder im Regen stehen. Laut Amt ist es Wunsch der Schulleitung, in den Pakt für den Ganztag mit einem neuen Träger zu gehen, der strukturell anders aufgestellt ist als ein Förderverein mit ehrenamtlichem Vorstand.

Obwohl Gesamtkonferenz und Schulkonferenz der Grundschule Nordenstadt sich für den Pakt für den Ganztag ab dem Schuljahr 2024/2025 ausgesprochen haben, und damit für den Beginn des Vorbereitungsjahres und der Erhöhung der Betreuungskapazität in diesem Sommer, wollen Amt und Schulleitung dies nun um ein Jahr verschieben. Allerdings werden die Betreuungsplätze nur in diesem Jahr knapp, für das nächste Jahr wird ein Rückgang des Bedarfs erwartet, so dass die Erhöhung dann voraussichtlich gar nicht mehr erforderlich ist.

Bei der Begründung für die Verschiebung der Platzerhöhung verstrickt sich das Amt in Widersprüche. Auch eine sachliche, differenzierte Begründung für die Notwendigkeit des Trägerwechsels bleiben Schulleitung und Amt nach wie vor schuldig. Nachfragen von Norschter News vom 31. Mai und vom 21. Juni wurden nicht beantwortet. Dies irritiert insbesondere vor dem Hintergrund, dass uns das Amt vorher kritisiert hatte, weil wir seine Positionen nicht ausreichend wiedergeben würden (wir berichteten).

Bis zum gerichtlichen Vergleich war es Position der Schulleitung, dass dem Wechseln in den Pakt für den Ganztag unabhängig vom Trägerwechsel zu sehen ist – die Elternvertreter*innen in der Schulkonferenz wollten dem Wechsel in den Pakt für den Ganztag eigentlich nur mit dem Förderverein zustimmen. So wurde der Wechsel in den Pakt für den Ganztag zum Schuljahr 2023/2024 ohne weitere Bedingungen bzgl. der Trägerschaft beschlossen. Nachdem der Trägerwechsel durch den gerichtlichen Vergleich um ein Jahr verschoben wurde bestehen Schulleitung und Amt nun allerdings darauf, dass auch mit dem Pakt für den Ganztag ein weiteres Jahr gewartet wird, den Beschluss der Schulkonferenz wollen sie also nicht mehr umsetzen.

Das Amt begründet dies damit, dass die einjährige Vorlaufzeit für den Pakt für den Ganztag zwangsläufig mit dem neuen Träger benötigt wird, und sich daher der Pakt „in logischer Konsequenz“ um ein Jahr verschiebe. Das Vorbereitungsjahr sei nötig um eine Kooperation auf Augenhöhe zwischen Schule und Träger zu schaffen, ein Betreuerteam zu bilden und Konzepte, sowie die Angebots- und Wochenplanung zu erarbeiten. Weiter argumentiert das Amt, dass „viel gravierender“ als die oben genannten Punkte die städtische Haushaltslage eine Erhöhung der Plätze nicht zulasse. Auch dies ist verwunderlich, denn bisher hieß es, dass bei einem Einstieg in den Pakt für den Ganztag die Landesförderung für die Erhöhung der Plätze genutzt werde, und dass die Stadt gar keinen Einfluss auf die Anzahl der Plätze habe. Auch letztes scheint aber nicht richtig zu sein, nachdem im Raum steht, ob die Stadt die Plätze auch unabhängig von der Landesförderung erhöht.

Immer wieder wurde von Amt und Schulleitung betont, dass die Ehrenamtlichkeit des Förderverein-Vorstands ein Grund für den gewünschten Trägerwechsel wäre, und hier ein professioneller, zuverlässiger Partner gewünscht ist. Warum der Förderverein damit im Umkehrschluss als unzuverlässiger Partner bewertet wird, bleibt dabei weiter unklar. Lediglich ein Verweis auf die Probleme mit dem ehrenamtlich geführten Förderverein an der Blücherschule wird als Argument angeführt: dort hatte allerdings die Schulleitung noch etliche Aufgaben bei der Nachmittagsbetreuung, nach einem Schulleiterwechsel brach dieses System zusammen. Mit Nordenstadt ist dies nicht vergleichbar.

Geradezu grotesk mutet das Argument des Amts an, dass der Einstieg in den Pakt verschoben werden müsse, weil der Schulelternbeirat noch nicht zugestimmt habe – dieser Beschluss hätte längst gefasst werden können und wäre auch für den Wechsel zu Känguru in diesem Sommer erforderlich gewesen. Allerdings hätte sich der Schulelternbeirat sicherlich gegen den Trägerwechsel ausgesprochen. Die Bitte des Schulelternbeirats, noch vor den Sommerferien eine Schulelternbeiratssitzung durchzuführen, wurde von der Schulleitung „aus zeitlichen Gründen“ abgelehnt.

Die einzige konkrete Begründung des Sozialdezernats für den Trägerwechsel war, dass Verwaltungsverfahren mit dem Förderverein oft kompliziert und zeitintensiv wären – aber auch diese Kritik entkräftet die Verwaltungsleiterin des Schülerclubs, Elke Hauff: als Landesvorsitzende des Landesverbandes der Schul- und Kitafördervereine Hessen e. V. kenne sie die Rechte und Fördermöglichkeiten genauer als andere Träger und mache diese Zugunsten der Kinder und Beschäftigten des Schülerclubs geltend – zum Leidwesen der Verwaltung.

Am 11. Juli 2023 wird in der Stadtverordnetenversammlung ein Antrag der Opposition abgestimmt, der sich mit dem Thema Nachmittagsbetreuung unter anderem in Nordenstadt beschäftigt (siehe hier). Betroffene Eltern haben bereits angekündigt, dass sie als Gäste an der Sitzung teilnehmen wollen. Auch wurde bekannt, dass der ab nächstem Jahr geplante Träger Känguru schon jetzt ein neues Angebot für die unversorgten Kinder schaffen will – allerdings in Erbenheim und ohne städtische Förderung, die Betreuungskosten werden dort also ungefähr doppelt so hoch sein.

Update vom 9. Juli 2023: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, dass das Schulamt für die oben genannten Vorgänge verantwortlich ist. Tatsächlich ist allerdings das Amt für Soziale Arbeit (Abteilung Grundschulkinderbetreuung und Ganztägige Angebote) zuständig und Urheberin der genannten Schreiben und Positionen. Wir haben den Artikel entsprechen korrigiert und bitten das Versehen zu entschuldigen.