Schülerclub: Stadt und Schule halten an Trägerwechsel fest
Nach wie vor konnte keine Einigkeit zwischen Schule und Schulamt einerseits, sowie Eltern, Förderverein und Beschäftigten des Schülerclubs andererseits hergestellt werden. Einig ist man sich zwar in der Sorge, dass nach den Sommerferien nicht ausreichend Personal für die Aufrechterhaltung der Nachmittagsbetreuung vorhanden sein könnte (wir berichteten). Die Forderung der Eltern und der Beschäftigten des Schülerclubs, deshalb keinen Trägerwechsel zu vollziehen oder ihn zumindest um ein Jahr zu verschieben, wurde allerdings von der Schule abgelehnt. Auch die Forderung des Ortsbeirates, den Trägerwechsel um ein Jahr zu verschieben (wir berichteten), wurde vom zuständigen Dezernenten abgelehnt: Der Trägerwechsel sei jetzt nötig, um den Wechsel in den Pakt für den Ganztag im Sommer 2024 mit dem neuen Träger „Känguru Jugend GmbH“ zu konzipieren und vorzubereiten. Der Wechsel in den Pakt für den Ganztag wird von der Stadt zur Bedingung gemacht, dass nach den Ferien mehr Betreuungsplätze finanziert werden – sofern bis dahin vom neuen Träger ausreichend Betreuungspersonal gefunden werden kann. Heute Morgen wurde bekannt, dass die ehemalige pädagogische Leitung des Schülerclubs, Gabriele Ullrich-Bober, für Känguru die Leitung der neuen Einrichtung übernehmen soll. Sie war jüngst von anderen Schülerclub-Beschäftigten kritisiert worden, weil sie sich ohne Rücksprache mit der Belegschaft seit längerem für einen Trägerwechsel zu Känguru eingesetzt hatte.
Vor wenigen Tagen zog außerdem das Schulamt das Angebot eines Betriebsübergangs zurück, das den Beschäftigten eine Weiterbeschäftigung zu gleichen Bedingungen für mindestens ein Jahr garantiert hätte. Auch der jüngst gegründete Betriebsrat des Schülerclubs hätte dann fortbestehen können. Als Grund dafür wird die mangelnde Kooperationsbereitschaft des Fördervereins angegeben, die für einen Betriebsübergang erforderlich wäre. Stattdessen wurde den Beschäftigten vom Schulamt angeboten befristet bis zum Ende dieses Jahres zu den gleichen Bedingungen bei Känguru beschäftigt zu bleiben, oder unbefristet zu den Bedingungen des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes. Inwieweit diese Zusage des Schulamtes für den zukünftigen Arbeitgeber Känguru Jugend GmbH bindend ist, ist fraglich, denn auch zuvor hatte das Dezernat Zusagen bezüglich der Arbeitsbedingungen gemacht, die sich später in den von Känguru ausgehändigten Arbeitsverträgen nicht wiedergefunden hatten.
Diese jüngsten Entwicklungen dürfte die Motivation der Beschäftigten zu Känguru zu wechseln weiter dämpfen und das Personalproblem nach den Sommerferien verschärfen – Erzieher*innen werden derzeit überall händeringend gesucht, aus der Belegschaft des Schülerclubs gibt es große Abneigungen gegenüber Känguru als Arbeitgeber, da Arbeits- und auch Betreuungsbedingungen dort deutlich schlechter sein sollen als beim derzeitigen Träger.
Im vergangenen Jahr hatte der Schülerclub in der Kritik gestanden, weil er Schüler*innen mit geringerem Betreuungsbedarf gekündigt hatte, um Plätze für jüngere Schüler*innen mit höherem Betreuungsbedarf freizumachen. Betroffen hiervon waren auch Kinder, deren Eltern im Home-Office arbeiten können. Auch damals schon war eine Erhöhung der Betreuungskapazität seitens der Stadt abgelehnt worden. Der Wechsel in den Pakt für den Ganztag war hingegen vom Förderverein abgelehnt worden. Gegen die nun erfolgte vorzeitige Vertragskündigung durch die Stadt will sich der Förderverein weiterhin juristisch wehren.
Bezahl-Artikel im Wiesbadener Kurier:
Kündigungsstreit: Schülerclub Nordenstadt schreibt an Eltern