Wiesbadener Busnetz soll grundlegend umgebaut werden – zweite Phase der Bürgerbeteiligung bis 15. November

Bildquelle: Reneman auf Wikipedia

Für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis wird derzeit ein neuer Nahverkehrsplan (NVP) erarbeitet. Grundlage dafür sind eine umfangreiche Bestandsanalyse, über 1.500 Hinweise der Bürgerinnen und Bürger sowie eine tiefgreifende Mobilitätssimulation. Ein elementarer Bestandteil der Überlegungen für einen neuen Nahverkehrsplan ist auch der Liniennetzplan, welcher aller Busverbindungen innerhalb Wiesbadens und ins Umland enthält.

Wiesbadens Verkehrsdezernent Andreas Kowol sagt dazu: „Es ist das erste Mal, dass uns eine so breite Basis an Daten, Informationen, Wünschen aus der Bürgerschaft, sowie eine umfassende Mobilitätssimulation zur Verfügung stehen, um einen für die Stadt Wiesbaden zugeschnittenen Liniennetzvorschlag zu entwickeln. Denn je besser der ÖPNV in unserer Stadt am tatsächlichen Mobilitätsbedarf der Menschen ausgerichtet ist, umso mehr wird er genutzt. Nachdem das Projektteam nun den Ball zurück in die Öffentlichkeit spielt, möchte ich erneut alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt einladen, persönlich weiter an der Entwicklung eines zukunftsfähigen Busnetzes für Wiesbaden beizutragen“.

Der Projektleiter für den neuen Nahverkehrsplan, Patrick Düerkop, ergänzt: „Um ein bedarfsgerechtes Liniennetz der Zukunft für Wiesbaden und das Umland zu entwickeln, haben wir ganz bewusst auf einem leeren Blatt Papier begonnen. Wir haben uns nicht vom jetzigen Bestand, sondern vom tatsächlich ermittelten Bedarf, sei es durch Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, der Ortsbeiräte oder durch die Mobilitätssimulation, leiten lassen. Ziel dabei war es auch, dass Busnetz resilienter gegenüber Störungen zu gestalten.”

Herausgekommen ist ein Liniennetzentwurf, der unter anderem die Linienangebote stärker hierarchisiert. So soll künftig noch deutlicher zwischen schnellen Verbindungen (Expressbusse), nachfragestarken Hauptachsen (Metrobusse) sowie feinerschließenden Angeboten (Stadtbusse und Quartiersbusse) unterschieden werden. Um welche Art des Linienangebots es sich handelt, soll dann beispielsweise auch am Namen einer Linie direkt erkennbar sein. „Eine Linie M6 wäre zum Beispiel ein Metrobus, der in diesem Fall Wiesbaden mit Mainz verbindet”, beschreibt Düerkop.

Nach Art des Verbindungstyps richtet sich dann auch der geplante Takt. Nachfragestarke Metrobuslinien werden mindestens im 15-Minuten-Takt angeboten, wohingegen Stadt- und Quartiersbusse eher nach einem 30-bis-60-Minuten-Takt fahren werden, die sich aber auf Nebenachsen zu dichteren Takten überlagern. „Mit dem Fokus auf den tatsächlichen Bedarf sowie der Hierarchisierung und der deutlichen Kenntlichmachung in der Linienbezeichnung wollen wir zweierlei erreichen: Erstens werden wir das ÖPNV-Angebot für wesentlich mehr Menschen durch die Schaffung zahlreicher Direktverbindungen konkurrenzfähiger zu den Fahrten mit dem Auto machen können, als das bisher der Fall ist. Zweitens schaffen wir ein verständlicheres Liniennetz für alle Fahrgäste”, erläutert Kowol.

Bis zum 15. November können im Rahmen der Online-Beteiligung Kommentare und Hinweise zu den vorgeschlagenen Linienwegen hinterlassen werden und die Meinungen anderer Bürgerinnen und Bürger eingesehen werden. „Bei dem jetzt vorgelegten Entwurf handelt es sich um ein Zielnetz für das Jahr 2030. Auch wenn der Anspruch besteht, erste größere Maßnahmen bereits 2026 umzusetzen, ist die Umsetzung des Gesamtkonzepts bis 2030 letztendlich aber abhängig von der Verfügbarkeit von Fahrpersonal und Infrastruktur, von einer gesicherten Finanzierung und insbesondere vom politischen Willen der Stadtverordnetenversammlung”, so Projektleiter Patrick Düerkop abschließend.

Zur Erklärung: In einem Nahverkehrsplan sind alle Kriterien erfasst, die den Betrieb des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) eines Gebietes regeln. Dazu gehören zum Beispiel die Anforderungen an Linienwege, die Taktung der Linien, die Position und Ausstattung von Haltestellen, die Ausstattung der Fuhrparks und vieles mehr. Die Überarbeitung eines Nahverkehrsplan geschieht regelmäßig, damit er an die aktuellen Bedürfnisse der Bevölkerung angepasst werden kann. Das Ziel lautet, die Attraktivität des ÖPNV weiter zu steigern. Es sollen sich noch mehr Menschen dafür entscheiden, das eigene Auto stehen zu lassen oder sich kein Zweitauto anzuschaffen und stattdessen Bus und Bahn zu nutzen.

Portal zur Bürgerbeteiligung: dein.wiesbaden.de/nvp

Komplette Pressemitteilung der Stadt Wiesbaden: Nahverkehrsplan: Entwurf für Zielnetz 2030 vorgestellt – Bürgerbeteiligung startet

Ausführlicher Free-Artikel im Wiesbadener Kurier: Der Wiesbadener ÖPNV wird vollständig umgekrempelt