Wallauer Wappen: Jugendlicher entdeckt Keltengrab

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Das Land Hessen hat 2022 zum „Keltenjahr“ ausgerufen: es ist das erste große Archäologie-Jahr im Land, das das reiche kulturelle Erbe der Kelten in Hessen zeigen soll. Passend dazu hat der Erbenheimer Anzeiger in seinen Ausgaben vom 23.12.2021 und 14.01.2022 über den Zufallsfund eines Jugendlichen vor rund 65 Jahren berichtet, der die dokumentierte Geschichte Wallaus auf einen Schlag um rund 1.000 Jahre verlängerte.

Im Juni 1958 beobachtete der damals 14-jährige Arno Metzler eine Baustelle auf dem Grundstück der neu zugezogenen Familie Eckerl in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße, damals auch Keltenstraße genannt, am Südwestrand des damaligen Dorfes. Das Wohnhaus war bereits im Vorjahr gebaut worden, nun wurde von einem Bagger die Jauchegrube ausgehoben. Dabei fiel ein verrostetes Eisenband auf.

Bei genauerem Hinsehen fielen weitere Gegenstände auf, die, wie sich später herausstellte, Beigaben eines Männer-Keltengrabes aus der Spät-Latene-Zeit um 100 v. Chr waren: ein Kelten-Schwert, eine Schafschere, eine Lanzenspitze und einige Scherben. Zunächst wurden diese Funde allerdings im Keller der Familie Eckerl gelagert.

Erst später wurden sie vom Sohn Dietmar Eckerl gesichtet, gesäubert und an das Landesmuseum Wiesbaden übergeben. Wie das Landesmuseum allerdings von dem Fund erfahren habe, sei ihm nicht bekannt, erst auf mehrmalige Nachfrage habe er Fotos von den Gegenständen und 50 DM erhalten, so berichtet er dem Erbenheimer Anzeiger.

Im Jahr 1960 wurden beim Baggern auf einem Nachbargrundstück außerdem Überreste eines Frauengrabes entdeckt, die ebenfalls dem Landesmuseum übergeben wurden. Nach der Untersuchung des Landesmuseums war klar: die Wallauer Geschichte muss neu geschrieben werden, denn bisher war das älteste Zeugnis der Besiedlung die Schenkungsurkunde von König Otto I. vom Mai 950 n. Chr. und das darin genannte Dorfes Wanaloha (Wana = Wasser, Loha = Wald).

Bisher hatte Wallau kein Wappen, lediglich ein aus dem Jahr 1783 stammendes Gerichtssiegel (Stempel) war bekannt, das einen aus Wolken wachsenden Bischof darstellt, der in der Rechten einen Kreuzstab und in der Linken eine Weinranke mit Trauben hält. Ein Bildnis aus vorreformatorischer Zeit, das der nun bekanntgewordenen historischen Vorzeit nicht gerecht wurde.

Im November 1966 wurde dem Wallauer Bürgermeister daher ein Entwurf mit Keltenschwert und Schafscheren vorgelegt, das bis 1971 überarbeitet wurde und dann von einem Heraldiker offiziell gezeichnet wurde: Die doppelte Hand-Schafschere ergibt die W-Form, als Anfangsbuchstaben des Dorfnamens (Wanaloha, Wallau). Das zweimaligen „W“ links oben und rechts unten deutet die Entwicklung über zwei Jahrtausende mit dem „W“ als gleichbleibenden Anfangsbuchstaben. Und beiden habe das Schwert symbolisch Schutz gegeben.

In der Urkunde des hessischen Innenministeriums von 1971 wird das Wappen laut Erbenheimer Anzeiger wie folgt beschrieben: „In Blau zwischen je zwei W-förmig gekreuzten silbernen Schafscheren ein silberner Schräglinksbalken, belegt mit einem roten Schwert.“ Die Farben wurden aus historischen Gründen gewählt: Rot und Silber sind die eppsteinischen und hessischen Farben, Blau und Silber sind die Farben der Herren von Kronberg.

Erbenheimer Anzeiger

Geschichte von Wallau auf Wikipedia

Das Ländchen auf Wikipedia