Nordenstadter Vereine kritisieren Taunushallen-Entwurf

Bildquelle: SEG

Kurz vor dem geplanten Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung zum Neubau der Taunushalle wurden am 8. September 2022 die Nordenstadter Vereine erstmals zu ihren Flächenbedarfen in Bezug auf Sport-, Veranstaltungs- und Lagerflächen befragt. Initiiert wurde das Treffen durch einen Antrag von Norschter in Bewegung. Die Kritik der Vereine am SEG-Entwurf für die Taunushalle war vernichtend: kleiner als die bisherige Halle, Wegfall von Tanz-, Sitzungs- und Lagerräumen, weit unter dem Bedarf. In der Stadtverordnetenversammlung sollen nun die gravierendsten Fehler ausgebessert werden, mehr Platz wird es aber nach dem Willen der Regierungskooperation keinesfalls geben.

Einstimmige Position der Vereine war, dass die aktuelle Machbarkeitsstudie zum Neubau der Taunushalle, auf deren Basis nun die Planung ausgeschrieben werden soll, für die Vereine nicht akzeptabel ist, da sie nicht den Bedarfen der Vereine entspricht.

Hier eine Zusammenfassung der Kritik der Vereine:

  • Die Halle wird von der Nutzfläche her kleiner als die bisherige, dies ist für die regelmäßigen Kulturveranstaltungen von großem Nachteil.
  • Die Lagerräume werden sich deutlich verkleinern, wo sollen Stühle, Tische und Vereinsmaterialien zukünftig gelagert werden?
  • Ein Tanzsportraum ist nicht vorgesehen, derzeit trainiert der Tanzsportklub im (frisch sanierten) „Spiegelsaal“ in der Taunushalle und dreimal die Woche zusätzlich im Gemeindesaal (im Gemeindezentrum, das durch den Neubau ersetzt werden soll).
  • Die gut ausgebuchten Sitzungsräume in Gemeindezentrum und Taunushalle werden wegfallen.
  • Raum für die Dart-Spieler gibt es im Entwurf nicht.
  • Schank-, Küchen- und Kühlraum würden wegfallen.
  • In der Sitzungsvorlage wird darüber hinaus eine „Sporthalle“ beschrieben, angekündigt war eine „Mehrzweckhalle“.

Auch die an der Sitzung mit den Vereinen teilnehmenden Mitglieder des Ortsbeirats, die der Sitzungsvorlage auf der vergangenen Ortsbeiratssitzung zugestimmt hatten, waren der Ansicht, dass Ihre im Mai 2020 beschlossenen Anforderungen an die neue Halle in die Planung einfließen sollten, diese finden sich aber ebenfalls nicht in der Sitzungsvorlage (siehe Beschluss 0068/2020: https://piwi.wiesbaden.de/dokument/4/2464339).

Die Reaktion der Vereine:

  • Die bestehenden Nutzungsmöglichkeiten der alten Taunushalle sollen durch die neue Halle komplett abgedeckt werden, dies ist aber in der Machbarkeitsstudie nicht erkennbar (siehe oben).
  • Wenn die Planung anhand der zum Beschluss vorliegenden Machbarkeitsstudie umgesetzt wird, wird es Proteste geben.
  • Die derzeitige Taunushalle ist von der Ausstattung her eine der besten Mehrzweckhallen in Wiesbaden, daher lieber die alte Halle sanieren, als eine ungenügende neue Halle bauen.

Am 15. September 2022 tagt dann der Stadtverordneten-Ausschuss für Sport, Bürgerbeteiligung und Ehrenamt. dieser diskutiert und bearbeitet die Anträge für die Stadtverordnetenversammlung in der kommenden Woche. Auf Antrag der Regierungskoalition aus Grünen, SPD, Linke und Volt wurde die Formulierung von „Sporthalle“ in „Mehrzweckhalle“ geändert (in Sporthallen dürfen keine Kulturveranstaltungen stattfinden und maximal 199 Leute hinein). Auch wurde ergänzt, dass „mindestens die aktuell vorhandenen Bedarfe für Räumlichkeiten und Sportflächen der örtlichen Nutzer*innen sicherstellt und deren wachsenden Bedarfe (bspw. Einwohnerwachstum aufgrund von Neubaugebieten) erhebt und bestmöglich berücksichtigt“ werden sollen.

Auf Antrag von CDU, FDP und BLW/ULW/BIG sowie auch Freie Wähler / Pro Auto wurde konkretisiert, dass die Realisierung einer 4-Felder-Halle angestrebt wird. Die restlichen Punkte des Antrags von CDU, FDP und BLW/ULW/BIG, zum Beispiel die genaue Auflistung der benötigten Räume, wurden allerdings nicht übernommen.

In der kommenden Woche (Donnerstag, dem 29.09.2022) soll die so geänderte Sitzungsvorlage in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden. Nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung folgte dann die Vergabe der Planung des neuen Gebäudeareals an die SEG im Wert von 862.000 Euro, in diesem Rahmen sollen auch die Bedarfe der Vereine erneut abgefragt und eingearbeitet werden. Allerdings ist es sehr fraglich, ob der genannte Raumbedarf, insbesondere eine Vierfeldhalle überhaupt innerhalb der bestehenden Machbarkeitsstudie realisiert werden können, oder ob die Vereine mit großen Abstrichen leben werden müssen. Aber eine neue Machbarkeitsstudie wurde vom anwesenden Oberbürgermeister und der SPD vehement abgelehnt.

Zwar hatte der Ortsbeirat in seiner letzten Sitzung, bei der er der Vorlage zugestimmt hatte, auch beschlossen, dass im Zuge der Planung auch die Bedarfe der Vereine abgefragt werden, es stellt sich allerdings die Frage, ob es nicht mehr Sinn machen würde, die kostenintensive Ausschreibung der Planung erst dann zu veranlassen, wenn die Bedarfe auch in der Machbarkeitsstudie denkbar sind, um dann auf dieser Basis die Planung auszuschreiben.

Die Fraktion Norschter in Bewegung hatte bereits in der Vergangenheit den vorliegenden Entwurf kritisiert: neben den oben genannten Punkten spielt hier zum Beispiel das Klima, alte Bäume, Verkehr und Lärmbelästigung eine Rolle. Sie finden den Beschluss des Ortsbeirates (0096/2022) sowie das Norschter-Statement als Protokollnotiz auf https://piwi.wiesbaden.de/dokument/4/2962322.

Update vom 18. September 2022 um 16:30 Uhr: Leider hatte sich ein Fehler in den Artikel eingeschlichen: beschlossen wurde nicht Punkt 6 des CDU-FDP-BLW/ULW/BIG-Antrages (Listung der genauen Räumlichkeiten), sondern Punkt 2.6 des Antrags der Freien Wähler / Pro Auto (Anstreben einer Vierfeldhalle).