Langjähriger Ortsverwaltungsleiter Jochen Carl verstorben

Jochen Carl vor dem Nordenstadter Gemeindezentrum. Bildrechte: Iris Heymann

16 Jahre war Jochen Carl der Ortsverwaltungsleiter von Nordenstadt (und Delkenheim), bevor er 2008 in den Ruhestand ging. Der Nordenstadter Ortsvorsteher Dr. Gerhard Uebersohn erinnert ihn als sehr engagiert, er habe allgemeine Anerkennung erfahren, sich weit, weit über seine Dienstaufgaben hinaus für den Ort engagiert und habe Probleme oft unbürokratisch gelöst. Auch beim Kochen für gesellige Gemeinsamkeit gesorgt – auch der ein oder andere Sliwowitz wurde von ihm verteilt. Als Sozialarbeiter sei er auf Jugendliche zugegangen, auch wenn die mal Mist gemacht haben.

Robert Nemeth wurde im Jahr 2000 auf Bitten von Jochen Carl zum stellvertretender Ortsverwaltungsleiter in Delkenheim geholt, er hat einen Nachruf geschrieben, den wir hier wiedergeben:

2006 feierte Jochen Carl 40-jähriges Dienstjubiläum bei er Landeshauptstadt Wiesbaden. Zwei Jahre später ging er in den Ruhestand. Nun ist der verdiente Verwaltungsfachmann am 23. Februar 2023 im Alter von 74 Jahren gestorben. Mit seiner Ehefrau Jutta, die er hinterlässt, hätte er in diesem Jahr silberne Hochzeit gefeiert. Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Mittwoch, dem 15. März 2023, auf dem Friedhof in Breckenheim statt.

Jochen, eigentlich Hans-Joachim Roland, Carl, prägte 16 Jahre lang das Gesicht der Ortsverwaltungen Nordenstadt und Delkenheim. Von 1972 bis 1977 war er mit 24 Jahren der jüngste SPD-Stadtverordnete der Landeshauptstadt. Carl arbeitete 42 Jahre bei der Stadt Wiesbaden, anfänglich im Sozialdezernat, wo er das Biebricher Jugendzentrum und später das Gemeinschaftszentrum Schelmengraben mit aufgebaute. Zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Achim Exner gab Jochen Carl ehrenamtlich Hilfesuchenden, oft verzweifelten Menschen, Beratung und Hilfestellung in „Achims Rathaus“ in Biebrich. Nach seiner Pensionierung blieb er Geschäftsführer des Bürgerforums Delkenheim.

Als Standesbeamter traute Carl mehr als 100 Paare. Stets im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sollten nach seiner Meinung die Ortsverwaltungen agieren, damit erst gar nicht der Eindruck entsteht, die Verwaltung regiert, nein, sie agiert, um die Einwohnerinnen und Einwohner zu unterstützen. Hierbei betonte er immer, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ortsverwaltung an der Front der Dienstleistung seiner Landeshauptstadt stehen und diese im entsprechenden Licht dastehen lassen sollten.

Harmonie und gegenseitige Achtung zwischen den Kolleginnen und Kollegen und auch im Verhältnis zu den Bürgerinnen und Bürgern waren oberstes Gebot. Er leitete mit viel Geschick und Verständnis und hatte stets ein kollegiales Verhältnis zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ohne dass seine Führungsqualitäten in Frage gestellt wurden. Er hatte für alle ein offenes Ohr, jeder konnte auch mit privaten Problemen zu ihm kommen und er hatte oft eine gute Lösung parat. Wer ihn kannte, schätzte ihn – in der Politik, in der Verwaltung und auch in seinem Arbeitsfeld. Sein Hobby war das Kochen und so durften seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Betriebsausflügen oder auch Weihnachtsfeiern stets von seinen kulinarischen Leckereien kosten.

So kam es nicht von ungefähr, dass die langjährige Ortschefin von Delkenheim, Regina Maaß, eine lange und tiefe Freundschaft zu Carl pflegte, wie ihn auch eine Männerfreundschaft mit dem Stadtverordneten Rainer Pfeifer, Nordenstadt verband, losgelöst von der jeweiligen politischen Couleur. Er war zudem eine treibende Kraft in der Städtepartnerschaft mit San Sebastian. Im Stadtteil Loyola hatte er seine Kochfreunde (Club kochender Männer) kennen gelernt, die er alljährlich im Januar zum Trommelfest der Tamborada besuchte, mit ihnen gemeinsam kochte und danach für drei Stunden in Kochkleidung durch die Stadt zog, um auf einem Fass zu trommeln, wie es bei einer Tamborada in San Sebastian üblich ist. Viele seiner Freunde hatte er immer wieder mit nach San Sebastian (baskisch Donostia) genommen und sie durch die Altstadt geführt. Natürlich besuchte man auch immer das Restaurant Roxario in Astigarraga, wo einst die Städtepartnerschaft mit Wiesbaden gefeiert wurde und in der seine Freundin Charo immer wieder die Gäste herzlich begrüsste und mit tollem Essen und gutem Wein verwöhnte. Auch ein Ausflug nach Getaria, einem wunderschönen kleinen Ort am Meer, durfte nicht fehlen. Dort wurde dann immer fürstlich gespeist, meist mit einem gegrillten Rappen (Seeteufel). San Sebastian wurde nach und nach zu seiner zweiten Heimat.

Auch Jugendfreizeiten haben unter seiner Führung zwischen San Sebastian und Wiesbaden stattgefunden, die sich bei den Jugendlichen großer Beliebtheit erfreuten. Zudem war Jochen Carl auch Initiator einer jährlichen Skifreizeit in Fideris (Schweiz). Auch diese führte er mit „seinem“ Verein „JUKI“ durch und so konnte man im Winter seine Aktivitäten auf der Piste ausüben und danach in der Herberge in Fideris die köstlichen Speisen von Jochen genießen. All diese Dinge werden ihn unvergesslich machen. Er wird in vielen Erinnerungen weiter leben und man wird sich sicher auch noch in vielen Jahren an das ein oder andere Erlebnis mit ihm erinnern.