Interview mit Elke Hauff zur Platzvergabe im SchülerClub – Neues Angebot für unversorgte Schüler*innen

Elke Hauff gründete 1997 den SchülerClub an der Grundschule Nordenstadt und leitet seitdem dessen Verwaltung. Im SchülerClub werden Schulkinder morgens und nachmittags betreut, sowie während der Schulferien ganztags. Inzwischen gibt es 178 Plätze, die aber in vielen Jahren nicht ausreichen. Und immer wieder gibt es Kritik an der Vergabepraxis des SchülerClubs, wenn ein Kind keinen Betreuungsvertrag bekommt – mit teils gravierenden Folgen für die Berufstätigkeit der Eltern. Wir haben mit Elke Hauff gesprochen und sie um Erklärungen gebeten. Hier das Interview:

Immer wieder werden Zweifel laut, ob bei der Platzvergabe alles mit rechten Dingen zugeht, ist da etwas dran?

Sie dürfen sicher sein, dass wir uns an die Vorgaben halten, die uns von Seiten der Stadt aufgetragen werden. Darin enthalten ist ein kleiner Spielraum für Entscheidungen, die zum Beispiel aus sozialen Gründen getroffen werden – entweder das Kind oder die Familie betreffend.

Gerade vor einigen Tagen sind zwei unserer Elternvertreter gemeinsam mit dem Vorstand die Vormerkliste sowie die Vergabeliste durchgegangen, haben Fragen gestellt und Entscheidungen hinterfragt, aber sie haben keinen Anlass zur Beanstandung gefunden.

Warum können Sie das Vergabeverfahren nicht transparent offenlegen?

Die Transparenz endet dort, wo Persönlichkeitsrechte von Kindern oder Familien zu schützen sind. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, zuerst natürlich die auf den Arbeitsbescheinigungen angegebenen Tätigkeiten und Arbeitsstunden. Diese müssen zumindest über die Anzahl der Schulstunden des Kindes hinausgehen. Allerdings gibt es auch hier einen Ermessensspielraum, ansonsten hätten soziale Faktoren gar keine Chance mehr.

Alle Aspekte können gar nicht genannt werden. Manchmal ist ein städtisches Amt wie zum Beispiel das Jugendamt involviert, manchmal eine familiäre Geschichte, und manchmal folgt ein jüngeres Geschwisterkind auf ein älteres das einen Platz bekommen hat als wir genügend Plätze vergeben konnten hatten. Geschwister haben immer Vorrang, das ist bei allen Wiesbadener Einrichtungen so geregelt. Ich kann Ihnen versichern: die SchülerClub-Plätze werden nach den Vorgaben der Stadt und nach bestem Wissen und Gewissen vergeben.   

Wir können allerdings nicht bei jedem Arbeitgeber an die Tür klopfen und nachschauen, ob Frau X oder Herr Y tatsächlich dort am Schreibtisch sitzt. Ebenso wenig können wir am Vormittag in die Küchenfenster schauen, ob dort jemand zuhause ist. Wir müssen den Angaben der Arbeitgeber, die uns die Eltern übermitteln, vertrauen. Oder Sie bringen uns einen konkreten Nachweis, dass die Arbeitgeberbescheinigung nicht der Wahrheit entspricht. Das schauen wir uns dann gerne mit Ihnen gemeinsam genauer an.

Generell appelliere ich an die Eltern keine Gerüchte oder Vermutungen zu streuen, die Sie nicht auch nachweisen können oder von deren Wahrheitsgehalt Sie sich nicht selbst überzeugt haben, und die Sie nicht jederzeit anderen Personen gegenüber rechtfertigen könnten. Das hilft niemandem weiter und schadet am Ende vielleicht auch Ihrem eigenen Ansehen.

Infografik der Stadt Wiesbaden:

Wie ist der aktuelle Stand?

Derzeit sind 40 Kinder in der Vormerkung, von diesen haben 10 Familien keine Bescheinigung über eine Tätigkeit gesendet, auch nicht nach Erinnerung. Von daher sind die bei uns nicht im akuten Bedarf. Die restlichen 30 Familien haben sehr unterschiedliche Arbeitszeiten, bei 10 davon arbeiten beide Eltern in Vollzeit. Eine Familie mit zwei Vollzeitstellen hat uns jetzt mit Klage gedroht, dabei wären sie die nächsten auf der Warteliste gewesen. Ich hoffe nicht, dass Eltern jetzt glauben, ein Anwalt kriegt das immer hin.

Es ist in diesem Jahr leider so, dass aus den bekannten Gründen (noch) nicht alle Kinder gleich zum Beginn des Schuljahres aufgenommen werden können. Erfahrungsgemäß werden Kinder noch abgemeldet, wenn die Stundenpläne ausgegeben wurden. Wir haben eine sehr große Gruppe von Kindern, die im neuen Schuljahr die vierte Klasse besuchen und aus der ganztägigen Betreuung rauswachsen werden. Hier bauen wir auf die Vernunft der Eltern, dass diese Kinder nicht nur zum Mittagessen bleiben und einen Platz belegen, der für Erst- oder auch Zweitklässler dringend benötigt wird.

Parallel dazu versuchen wir weiterhin, für Nordenstadt durch diese besondere Situation des großen Neubaugebietes, aber auch durch die Verdichtung im Ort sowie Generationenwechsel in den anderen neueren Wohngebieten, eine Öffnung der Platzobergrenze zu erreichen. Aber auch dann benötigen wir Fachpersonal, das es noch zu finden gilt.

Wir sind seit 2003 eine anerkannte Ausbildungsstelle. Wenn Sie jemanden kennen, der sich für unseren Beruf interessiert oder umschulen möchte – bitte geben Sie unsere Daten weiter. Auf unserer Webseite finden Sie alle erforderlichen Informationen über unsere Einrichtung.

Gibt es eine Lösung für die aktuellen Engpässe aufgrund des Hin und Her mit dem Trägerwechsel?

Ich kann nur an alle Eltern appellieren, insbesondere die von älteren Kindern, sich zu überlegen, ob sie den Platz wirklich brauchen. Denen können wir aktuell auch anbieten, dass Viertklässler, die einen Platz freimachen, als Gastkinder am Mittagessen teilnehmen können.

Die Stadtverordneten haben eine Erhöhung der Betreuungsplätze wegen des aktuell erhöhten Bedarfs in Nordenstadt gerade wieder abgelehnt mit Verweis auf dringenderen Bedarf in anderen Stadtteilen und auf die Haushaltslage. Den erhöhten Platzbedarf in Nordenstadt hatten wir allerdings bereits im vergangenen Jahr angesprochen, ohne Gehör zu finden. Durch Generationenwechsel sowie Verdichtung im Ort und letztlich auch durch das Neubaugebiet ist die Anzahl der Kinder ständig gewachsen. Neue Kitas werden gebaut, die Schule erweitert, aber in der Schulkinderbetreuung gibt es weder die hohen Baukosten noch Betriebskosten in vergleichbarer Höhe.

Alle uns bekannten Fühler haben wir ausgestreckt, um eine Lösung zu finden. Die neue Sozialdezernentin habe ich angeschrieben, und mich mit dem Ausschuss Soziales, Integration, Wohnen, Kinder und Familie in Verbindung gesetzt.

Was empfehlen Sie Eltern, die jetzt keinen Platz bekommen haben?

Wir haben den Elternsprechern bereits eine Möglichkeit aufgezeigt: Kinder können im SchülerClub ein Mittagessen bekommen – gegen ein Entgelt, das den tatsächlichen Kosten entspricht. Der SchülerClub darf aber die Aufsichtspflicht für die zusätzlichen Kinder nicht übernehmen, das müssten Eltern machen. Wenn sich Eltern zusammentun, damit nicht jeder sein Kind einzeln begleiten muss, wäre das eine gute Lösung. Auch Material für die Betreuung nach dem Essen könnte der SchülerClub zur Verfügung stellen, der Raum müsste aber von der Schule gestellt werden.

Könnten diese zusätzlichen Kinder in den Ferien vom SchülerClub betreut werden? Da sind doch weniger Kinder in der Betreuung, oder?

Die Anmeldezahlen in den Ferien sind bei uns so hoch, dass wir grade so auskommen. Eine Ferienbetreuung ist daher leider nicht möglich. Wir haben den Anspruch Projekte anzubieten und Ausflüge zu machen. Das ist personalintensiv. Hinzu kommt, dass wir Verträge mit den Eltern machen und auch ein Entgelt nehmen müssten. Das wäre dann wieder eine versteckte Gruppe. Das können wir uns momentan nicht leisten, da bitte ich um Verständnis.