Bericht zur Konzertreihe „Laut & Leise“

Bereits zum dritten Mal hatte der Norschter Kultur e.V. am Himmelfahrts-Wochenende in die Hofreite der Familie Schreiner eingeladen. Dieses Jahr stand die Reihe unter dem Motto „Laut & Leise“. Die Ausstattung mit Bühne, Zeltdach und perfekter Beleuchtung war in diesem Jahr noch professioneller, so dass die Hofreite sich von ihrer besten Seite zeigte. Viele Gäste, die zum ersten Mal kamen, waren von der besonderen Atmosphäre begeistert.
Den Auftakt gestaltete, auch bereits zum dritten Mal, die beliebte Formation „Some call it Jazz“. Für frischen Wind sorgte diesmal der neue Gitarrist Dominik Krauß, der erst am Vortag zum ersten Mal mit der Band zusammenspielte – doch davon war auf der Bühne nichts zu spüren. Im Gegenteil: Mit beeindruckender Leichtigkeit und Spielfreude fügte er sich nahtlos in das Ensemble ein und begeisterte beispielsweise mit einem Solo bei „Billie Jean.“ Das Publikum wurde immer wieder mit einbezogen, konnte Rhythmusinstrumente benutzen, konnte mitsingen oder Sängerin Jana Brömmel saß plötzlich singend neben den Gästen auf der Bank.
Mit gewohnter Souveränität und musikalischer Präzision präsentierten Ralf Hentschel (Drums), Radu Laxgang (Piano & Akkordeon) und Ralf Schohl (Kontrabass) Hits von Michael Bublé, Sade, Edith Piaf und vielen anderen. Die Band bot einen abwechslungsreichen Abend voller musikalischer Höhepunkte. Das Publikum dankte es mit begeistertem Applaus und ließ sich von der mitreißenden Atmosphäre tragen.
Am Donnerstag hatte der Verein etwas Neues gewagt und mit Jan Cönig einen Poetry Slammer eingeladen. Der Frankfurter, der seit nunmehr zwölf Jahren auf den Bühnen des Landes steht, nahm das Publikum zunächst mit auf eine kleine Einführung in die Welt des Poetry Slams. Er erklärte, dass es sich um einen literarischen Wettkampf handelt, bei dem selbst geschriebene Texte, die fünf bis sieben Minuten lang sind, ohne Verkleidung vorgetragen werden. Hier zählt allein das gesprochene Wort und die Kunst der Performance.
Den Auftakt bildete ein Gedicht über Holz sowie ein Erfahrungsbericht über einen Holz-Workshop, der gründlich schiefging. Mit viel Selbstironie und einem feinen Gespür für Situationskomik verstand es Cönig, seine eigenen Schwächen charmant ins Rampenlicht zu rücken – und so mancher Zuhörer erkannte sich in seinen Geschichten nur allzu gut wieder. Auch aus seinem Berufsalltag als Sozialarbeiter schöpfte Cönig reichlich Inspiration. Besonders seine Anekdoten über den turbulenten Ausflug der chaotischen Klasse 4c in den Zoo sorgten für zahlreiche Lacher und ließen kein Auge trocken. Mit seinem pointierten Humor und seiner authentischen Bühnenpräsenz begeisterte Jan Cönig das Publikum und machte den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Freitags begrüßte der Norschter Kultur e.V. „Gramenz & Parker and Friends“. Das Quartett eröffnete den Abend mit dem bekannten Instrumentalstück „Apache“ und sorgte damit gleich für Western-Feeling in der gut besuchten Hofreite. Danach präsentierten die vier ausschließlich eigene Kompositionen aus der Feder von Udo Parker – eine abwechslungsreiche Mischung aus Blues, Country („Like a Bird“) und ruhigeren Titeln wie „It’s Alright“.
Gesanglich überzeugte Sabine Gramenz, die mit ausdrucksstarker Stimme durch das Programm führte und stellenweise auch zur Ukulele griff. Rüdiger Weckbacher begleitete souverän am Bass, während Gerd Vogel mit seinem beeindruckenden Gitarrenspiel an der Solo-Gitarre begeisterte. Udo Parker selbst übernahm die Akustik-Gitarre und zeigte bei „Good-bye“, dass er auch als Solist zu glänzen weiß. Als Zugabe gab es eine Premiere, das Stück „You are the medicine for me“ wurde zum ersten Mal live von Quartett aufgeführt – ein gelungener Abschluss eines rundum stimmungsvollen Abends.
Den Abschluss der Reihe „Laut & Leise“ bildete die Lesung des Autors Michel Bergmann, die der Verein in Kooperation mit der Buchhandlung „Buch Vor Ort“ veranstaltete. Bergmann las aus seinem erfolgreichen Roman „Mameleben oder das gestohlene Glück“. Es ist sein bisher persönlichstes Buch, denn es erzählt schonungslos von seiner Mutter und dem nicht immer einfachen Zusammenleben mit ihr. Als eine Art „Übermutter“ möchte sie bestimmen, was der Sohn einmal werden soll, kritisiert die Schwiegertochter, raucht in allen Lebenslagen und hat an allem etwas auszusetzen.
Bergmann wechselte bei seiner Lesung zwischen den Jahrzehnten. Er erzählte von ihrem Selbstmordversuch 2001, bei dem die Ärztin ihm die Schuld zu geben versucht. Dann sprang er in die 1940er Jahre, als sie als Jüdin im Konzentrationslager ist und durch eine unglaubliche Geschichte entkommen kann. Auch vom Jahr 1956 erzählte er, als sie nach dem Tod des Ehemanns plötzlich Geschäftsfrau wird und vieles mehr. Die Gäste folgten Bergmanns Lesung gebannt und nutzten im Anschluss zahlreich die Gelegenheit, sich Bücher signieren zu lassen.
Text und Fotos: Norschter Kultur e.V.